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Ein Tag im Menschenrechtszentrum Cottbus


20.12.2023

Bild Ein Tag im Menschenrechtszentrum Cottbus

Am 20.12.2023 begab sich mein Geschichtsgrundkurs frühmorgens auf eine besondere Exkursion. Unser Ziel war das Menschenrechtszentrum in Cottbus: ein Ort mit einer bewegten Vergangenheit als ehemaliges Gefängnis während der DDR-Zeit. Ein Gefängnis, das die Vorkaiserzeit, die Kaiserzeit, die Weimarer Republik und die NS-Zeit erlebte und als Zuchthaus fungierte und erst Anfang der 1990er geschlossen wurde.

Der Tag begann mit einem Workshop, in dem wir uns mit dem heutigen Grundgesetz auseinandersetzten. Unter Anleitung unserer Referentin, Frau Missling, diskutierten wir Paragrafen und vertieften unser Verständnis für die Bedeutung von Menschenrechten. Diese Vorbereitung bildete den Auftakt für eine fesselnde Aufgabe. In Vierergruppen gestalteten wir Plakate zu verschiedenen Themen. Meine Gruppe untersuchte den Haftbefehl eines Zeitzeugen, der inhaftiert wurde, weil er Punks interviewte und Broschüren über Punks vervielfältigte. Punks waren kritisch gegen das DDR- Regime. Andere Kleingruppen beschäftigen sich mit den Grundrechten der DDR-Verfassungen, mit dem nationalen Selbstverständnis der verschiedenen DDR- Verfassungen und auch mit der Punk Musik schlechthin. Dann begann die eigentlich Schwerpunktphase unseres Workshops, die „Verfassung und Verfassungswirklichkeit am Bsp. der Punks in der DDR“ hieß. Wir lernten Gilbert Furian kennen, der nun als Zeitzeuge Bericht erstattete und eine Zuchthausführung leitete. Er schilderte eindrücklich seine Inhaftierung, das Leben hinter Gittern und die Schwierigkeiten, seine politische Meinung auszudrücken. Wir erfuhren von seinen Bemühungen, seine Zeit im Gefängnis zu überwinden, indem er sich handwerklich betätigte und jede Gelegenheit nutzte, um nicht in der Zelle zu sein. Durch seine Anstrengungen gelang es ihm, vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen zu werden. Er war der Einzige der Mitgefangenen, der in der DDR bleiben wollte, da er seine Frau nicht verlieren wollte. Eine Übersiedlung oder Abschiebung in den Westen kam für ihn nicht in Frage. Dadurch hatte er einen guten Stand bei seinem „Erzieher“. Jeder Insasse hatte seinen eigenen Erzieher, der über sie entschied. Überraschenderweise mochte er seinen Erzieher, im Gegensatz zu den anderen Insassen, sogar sehr, weil dieser fair mit ihm umging. Sie haben bis heute Kontakt. Er erzählte von Ungerechtigkeiten und von den Beziehungen zwischen den Insassen. Außerdem dokumentierte er ihre besondere Sprache, die er in seinem Buch über seine Gefängniszeit festhielt.

Trotz der Anstrengungen durch die frühe Abfahrt und den langen Tag empfanden wir den Ausflug als bereichernd. Die persönlichen Einblicke in die Geschichte des Zentrums und die direkten Begegnungen mit Zeitzeugen haben uns nachhaltig geprägt. Obwohl die äußeren Umstände ermüdend waren, bleibt der Tag als eine eindrucksvolle Lektion über Menschenrechte und ihre Bedeutung in Erinnerung.

Bastian Mielke, Jahrgangsstufe 13, Grundkurs Geschichte Möller, OSZ /Berufliches Gymnasium Märkisch-Oderland, Abteilung 3



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